FAQ und Anregungen

Häufig gestellte Fragen

1. Was bedeutet MRSA?

Staphylococcus aureus ist eine Bakterienart, die natürlicherweise auf der Schleimhaut des Nasenvorhofs und seltener auch auf der Haut von jedem dritten, z. T. jedem zweiten Menschen vorkommt. Normalerweise verursachen diese Bakterien keine Infektionen. Bei Verletzung der Haut oder auch durch medizinische Maßnahmen wie z. B. eine Operation kann S. aureus Wundinfektionen verursachen. Solche Infektionen können in vergleichsweise milder Form ablaufen (Abszess, Eiterbildung etc.), bei geschwächtem Immunsystem kann es aber auch zu schweren Infektionen wie einer Blutvergiftung und Lungenentzündung kommen. Im Fall einer Infektion helfen Antibiotika die Bakterien zu eliminieren. Manche Staphylococcus aureus sind unempfindlich (resistent) gegenüber dem Antibiotikum „Methicillin“ und den meisten anderen Antibiotika geworden. Solche Staphylococcus aureus - Gruppen nennt man abgekürzt MRSA, was eigentlich Methicillin-resistent bedeutet, jedoch oft – nicht korrekt bezeichnet - mit multiresistent gleichgesetzt wird.

2. Was ist der Unterschied zwischen Infektion und Besiedlung (Kolonisation)?

Besiedlung (Kolonisation) bedeutet, dass MRSA-Bakterien auf der (Schleim-) Haut des Menschen siedeln und sich vermehren, ohne dass eine Erkrankung verursacht wird. Solche Patienten nennt man auch MRSA-Träger. Infektion bedeutet, dass die MRSA-Bakterien über die (Schleim-)Haut in den Körper eindringen und den betroffenen Menschen zusätzlich krank machen. In beiden Fällen müssen dieselben Hygienemaßnahmen durchgeführt werden. Der Unterschied besteht darin, dass Patienten mit Besiedlung vorbeugend saniert werden können, d.h. durch Waschungen mit antiseptischen Substanzen und unter Anwendung antimikrobieller Nasensalbe wird versucht, den MRSA von der Haut zu entfernen, bevor er eine Infektion auslösen kann. Patienten mit einer Infektion erhalten zusätzlich eine Antibiotikatherapie in Tablettenform oder als Infusion. Patienten, die lediglich besiedelt sind, erhalten in der Regel keine solche Antibiotikatherapie.

3. Wie bekommt man MRSA und wie häufig gibt es in Deutschland MRSA?

MRSA ist ein Hautkeim und man kann ihn jeden Tag von anderen Menschen auf die Haut übertragen bekommen. MRSA kann sich jedoch auf der (Schleim-)Haut und im Körper eines gesunden Menschen nicht ohne Weiteres einnisten und ausbreiten, da die gesunde Haut- und Schleimhaut(flora) des Menschen einen Schutz gegen MRSA darstellt (kolonisationsresistent). Bei Vorliegen bestimmter Risikofaktoren (z.B. chronische Wunden, Ernährungssonde oder Trachealkanüle), bei engem Kontakt zu MRSA-Patienten oder nach häufiger und langer Antibiotikabehandlung kann MRSA sich dauerhaft auf der Haut/Schleimhaut festsetzen und auch Infektionen verursachen. Kommt es zu einer Infektion, dann passiert dies meist mit den Bakterien, die bereits auf der Haut des Menschen siedeln. Je häufiger MRSA auf der Haut vorkommt, desto häufiger wird MRSA Ursache für eine Infektion sein. Im Durchschnitt ist in deutschen Krankenhäusern MRSA für jede vierte Staphylococcus aureus Infektion verantwortlich.

4. Warum sollte bei Vorliegen von Risikofaktoren vor oder bei Aufnahme in die Klinik eine Untersuchung auf das Vorliegen einer MRSA-Trägerschaft durchgeführt werden (Screeninguntersuchung)?

Nicht alle Menschen tragen MRSA auf ihrer Haut/Schleimhaut und nicht alle, bei denen MRSA auf der Haut/Schleimhaut vorkommt, können MRSA auf andere übertragen. Das Wissen über die MRSA-Trägerschaft ist zunächst für den einzelnen Patienten selbst wichtig, der vor einer medizinischen Behandlung steht. Infektionen nach medizinischen Maßnahmen, wie nach z.B. Beatmung, Operation oder Immunsuppression sind häufig nicht zu vermeiden und erfolgen am häufigsten durch die Bakterien, die bereits auf dem Menschen selbst leben. Lebt auf dem Menschen bei Krankenhausaufnahme bereits MRSA, so kann eine spätere Infektion mit MRSA auftreten. Entscheidend für den Therapieerfolg sind die frühzeitige und die wirksame antibiotische Behandlung. Von der korrekten Wahl eines wirksamen Antibiotikums hängt also der Heilungserfolg ab. Der behandelnde Arzt muss aufgrund von Erfahrungswerten bei Auftreten einer Infektion Antibiotika einsetzen (so genannte kalkulierte Antibiotikatherapie). Die hierfür üblicherweise angewandten Antibiotika haben in der Regel keine ausreichende Wirkung gegenüber MRSA. Wertvolle Zeit geht verloren.

Ein Abstrich bei Aufnahme hat daher folgende Bedeutung:
  1. Schutz des betroffenen MRSA-Trägers: Ist die Trägerschaft bekannt, kann vor Operation noch eine Sanierung (Beseitigung einer MRSA-Besiedelung) versucht werden. Durch Sanierung können signifikant Infektionen verhindert werden (Perl TM et al 2002. N Engl J Med)
  2. Ein Abstrich ist ein Blick in die Zukunft: Weiß der Arzt, dass sein Patient MRSA-Träger ist, wird er diesen Erreger bei Auftreten einer Infektion in seine kalkulierte Antibiotikatherapie mit einbeziehen.
  3. Schutz anderer Patienten: MRSA Träger werden im Krankenhaus (!) in einem Einzelzimmer isoliert. Durch Handschuhe und Schutzkittel wird versucht, die Übertragung von MRSA über Personal auf andere Mitpatienten zu verhindern. Das Personal trägt einen Mundschutz, um sich nicht selbst auf Dauer mit MRSA zu besiedeln und dann MRSA auf andere Patienten zu streuen.

5. Wie lässt sich MRSA nachweisen?

MRSA kann man je nachdem auf der Haut, Schleimhaut der Nasenvorhöfe, im Rachen, unter den Achseln, dem Haaransatz, in der Leiste, bei Infektionen in der Wunde, im Blut, in der Analregion und im Urin nachweisen. Am häufigsten werden Nasenvorhof, Rachen und Wunde untersucht. Eine solche Untersuchung erfolgt mittels Abstrichtupfer. Die durchschnittlichen Kosten einer solchen mikrobiellen Untersuchung liegen bei ca. 3 € bis 15 €.

6. Kann MRSA sich ausbreiten?

Ja. MRSA kann auf andere Patienten übertragen werden. Häufig verschwindet ein MRSA nach kurzer Zeit wieder von der Haut. Wenn jedoch jemand eine verletzte Haut (Wunden u.a.) hat oder sehr krank ist und zusätzlich ein schwaches Immunsystem hat kann es zu einer Infektion kommen.
Die einfache Übertragung reicht in der Regel nicht aus, damit MRSA dauerhaft auf der Haut des "Empfängers" bleibt, was wiederum Voraussetzung für weitere Übertragungen wäre. Nicht der einfache Träger, sondern der "Überträger" oder "Spreader" ist epidemiologisch von Interesse.
Da Patienten im Krankenhaus nicht selten mehrere Risikofaktoren besitzen, übertragen sich MRSA zwischen Patienten im Akutkrankenhaus am einfachsten.


Noch einmal mit aller Deutlichkeit:
Nicht bei jedem menschlichen Kontakt wird MRSA sofort übertragen. Alle Überlegungen hierzu sind meist theoretischer Natur und übersehen, dass die Übertragung eines MRSA-Erregers nicht mathematischen, sondern biologischen Gesetzmäßigkeiten folgt und folgende Grundvoraussetzungen notwendig sind:

  1. Ausreichende Zahl MRSA Bakterien auf der Haut des MRSA-Trägers,
  2. Direkter und wiederholter Kontakt (Exposition) mit kolonisierten (besiedelten) Körperoberflächen des MRSA Trägers,
  3. Übertragung ausreichend vieler MRSA-Bakterien vom einen zum anderen Patienten,
  4. Erreichen der Haut/Scheimhaut der Kontaktperson,
  5. Vermehrung der MRSA Bakterien auf der Haut der Kontaktperson,
  6. Vorliegen von Risikofaktoren bei der Kontaktperson (Antibiotika, Wunden, Katheter, Immunabwehrschwäche, Multimorbidität etc.).

Die Übertragung von MRSA ist also bei einmaligem Kontakt kaum wahrscheinlich. Die Wahrscheinlichkeit steigt bei häufigem und intensiven Kontakt oder wenn aufgrund medizinischer Maßnahmen (endotracheales Absaugen bei Besiedlung der Lungen) sehr hohe Mengen an MRSA freigesetzt werden. Aus diesem Grund sind besondere Schutzmaßnahmen im Krankenhaus notwendig. MRSA kann auch in der Umgebung überleben und von dort auf die Haut eines Menschen gelangen. Hierzu ist jedoch auch wieder ein häufiger, mehrmals täglicher Kontakt notwendig. An solchen Handkontaktflächen sind deshalb besondere Flächendesinfektionsmaßnahmen notwendig.

7. Was bedeutet "MRSA-Kontaktpatient"?

Wenn Sie MRSA-Kontaktpatient sind, bedeutet dies, dass Sie mit einem MRSA-Träger das Zimmer teilen oder geteilt haben. Somit besteht die Möglichkeit, dass auch Sie mit diesem Erreger besiedelt sind. Um dies auszuschließen oder auch zu bestätigen, müssen auch bei Ihnen einmalig Abstriche zur Untersuchung auf MRSA entnommen werden. Bei zukünftiger Wiederaufnahme in ein Krankenhaus geben Sie bitte an, dass Sie bereits einmal Kontakt zu einem MRSA-Patienten hatten, damit Ihr Besiedlungsstatus zu Ihrem eigenen Schutz und zum Schutz Ihrer Mitpatienten überprüft werden kann.

8. Wie werden MRSA übertragen und wie kann das vermieden werden?

Die Übertragung von MRSA erfolgt häufig im Akutkrankenhaus. Die Übertragung erfolgt dabei fast immer durch Kontakt und äußerst selten über Tröpfchen. Um eine Übertragung zu vermeiden, ist es wichtig zu wissen, ob jemand MRSA-Träger ist. Hierfür müssen Abstrichuntersuchungen durchgeführt werden. Zusätzlich werden dann situationsabhängig besondere Vorsorgemaßnahmen (Schutzkittel, Mundschutz, Handschuhe, ggf. Haarschutz, Einzelzimmer) angewandt, um eine Verbreitung auf andere Patienten auszuschließen.
 
Zu den unterschiedlichen Herangehensweisen in Kliniken, Alten- und Pflegeheimen und Arztpraxen verweisen wir auf die ausführlichen Merkblätter des MRE-Netzwerkes.

9. Kann man MRSA behandeln?

Ja. Obwohl MRSA resistent gegen viele Antibiotika ist, gibt es so genannte Reserveantibiotika, die zur Therapie von MRSA einsetzbar sind. In jedem Fall muss MRSA zusätzlich von der Haut und Schleimhaut der Patienten entfernt werden (sogenannte Sanierungstherapie), damit die Grundlage für künftige Infektionen mit diesem Erreger eliminiert wird.

10. Was bedeutet Sanierung?

Die so genannte Sanierung oder Sanierungstherapie dient der Entfernung der MRSA-Bakterien von der Haut und den Schleimhäuten des Trägers. Bei gesunden Menschen ohne Risikofaktoren verschwindet der MRSA oft von selbst oder er lässt sich aus seinem Hauptreservoir, dem Nasenvorhof leicht entfernen. Hierzu werden antibiotisch oder antiseptisch wirksame Nasensalben angewendet. Zusätzlich erfolgen Waschungen mit aseptischen Waschseifen. Innerhalb weniger Tage ist der MRSA dann meist entfernt und der Erfolg der Sanierung ist mittels Kontrollabstrich zu bestätigen. Die Erfolgsrate dieser einfachen Sanierung ist sehr hoch und dauerhaft. Liegen sanierungshemmende Faktoren vor (Wunde, Katheter etc.), muss häufig zunächst die Heilung bzw. Beendigung des Faktors abgewartet werden, bevor die endgültige MRSA-Sanierung angegangen wird. Dennoch kann in dieser Phase eine Sanierungstherapie zur Keimreduktion sinnvoll sein, um durch Verminderung einer MRSA Besiedlung (z. B. in der Nase) eine MRSA Infektion (z. B. einer bisher nicht „verkeimten“ Wunde) zu vermeiden.

11. Wie lange kann sich MRSA auf der (Schleim-) Haut des Menschen halten?

Die Dauer der Besiedlung hängt davon ab, ob sanierungshemmende Faktoren wie z. B. ein Ulcus, Katheter oder Antibiotikagabe vorliegen. Eine Sanierung ist dann seltener erfolgreich und der Patient kann bis zu 40 Monate und länger MRSA tragen. Ohne sanierungshemmende Faktoren gelingt eine Sanierung in den meisten Fällen innerhalb von 2 Wochen. Ohne sanierungshemmende Faktoren und ohne Sanierung kann die Trägerdauer bis zu 1 Jahr und länger andauern.

12. Wie lange muss ein MRSA-Träger im Krankenhaus in einem Einzelzimmer mit zusätzlichen Hygienemaßnahmen gepflegt werden?

Alle Anstrengungen richten sich auf die Therapie der Grunderkrankung (z. B. Wunde, Dekubitus) und der anschließenden Sanierung des MRSA-Trägers, um den MRSA von der Haut und der Schleimhaut des Patienten wegzubekommen. Der behandelnde Arzt entscheidet gemeinsam mit dem Hygienearzt wie lange eine Sanierung durchgeführt werden muss. Die besonderen Hygienemaßnahmen müssen solange durchgeführt werden, bis der MRSA nicht mehr auf der Haut/Schleimhaut nachgewiesen wird. Abhängig von der Grunderkrankung (z.B. Wunde) kann die Sanierungstherapie Tage, Wochen oder auch länger dauern.

13. Müssen beim Krankentransport eines MRSA-Patienten besondere Schutzmaßnahmen beachtet werden?

Während des Krankentransports ist eine Übertragung auf das Personal insbesondere dann möglich, wenn es zu intensivem Kontakt oder direkter Exposition des Personals bei Verbandswechsel oder Intubation kommt. Aus diesem Grund ist bei diesen zuletzt genannten Situationen ein Mundschutz durch das Personal zu tragen - zusätzlich beim Aufenthalt im MRSA-Patientenzimmer. Ansonsten ist bei direktem Kontakt das Tragen von Handschuhen und eines Schutzkittels erforderlich. Nach Ausziehen der Schutzkleidung ist eine sofortige Händedesinfektion erforderlich. Das Tragen von weißen flüssigkeitsdichten Schutzoveralls mit Kapuze und Atemhalbmaske/Mundschutz sind beim Transport von MRSA-Patienten nicht notwendig. Der übertriebene Schutz führt oft nur zur Verunsicherung von Angehörigen oder Mitbewohnern und zu unnötigen Kosten. Erforderlich ist stattdessen das konsequente Einhalten der Standardhygiene, insbesondere der Händedesinfektion.

14. Was bedeutet „community acquired“=CA-MRSA?

CA-MRSA werden meist außerhalb des Krankenhauses erworben. Diese Bakterien sind in der Lage auch bei gesunden Menschen schwere Infektionen zu verursachen, die in einigen Fällen dramatisch verlaufen können (z. B. nekrotisierende Pneumonien).

Zusätzlich wird durch neuere Studien deutlich, dass der Anteil an MRSA auch außerhalb der Krankenhäuser ansteigt und in Arztpraxen, ambulanten Dialyseeinrichtungen sowie Alten- und Pflegheimen zu großen Problemen führt.

15. Wie sieht die Sanierung eines MRSA-Trägers aus?

Die endgültige Entfernung von MRSA von der Haut und der Schleimhaut eines Menschen nennt man Sanierung. Es wird in erster Linie versucht, eine Sanierung durch äußerliche Behandlung von Haut und Schleimhäuten zu erreichen (u. a. durch antibiotische Salbenbehandlung, Waschungen und Gurgeln mit desinfizierenden Lösungen). Die Dauer der Behandlungsphase liegt i.d.R. zwischen 5 und 7 Tagen.
Einer erfolgreichen Sanierung können sanierungshemmende Faktoren (Antibiotika-Therapie, Wunde, MRSA-Infektion, Katheter etc.) entgegenstehen. Hier steht zunächst die Heilung bzw. Beendigung dieser Faktoren im Vordergrund. Während dieser Zeit angewandte Nasensalben oder Waschungen der Haut können die MRSA-Anzahl im Einzelfall jedoch reduzieren, um einer Infektion vorzubeugen.
Eine große Rolle spielt auch die sogenannte Umgebungsdekontamination. Da eine Wiederbesiedelung mit MRSA über Gegenstände des täglichen Lebens leicht möglich ist, müssen diese Dinge über einen bestimmten Zeitraum entweder desinfizierend gereinigt werden (Wäsche, Brille, Zahnprothese, Hörgerät etc.) oder entsorgt werden (Zahnbürste etc.).
Zum detaillierten Vorgehen verweisen wir auf unser Merkblatt (Sanierung-Merkblatt für Patienten).
Nach Abschluss einer Sanierungsbehandlung sind Erfolgskontrollen mittels Kontrollabstrichen erforderlich.

16. Warum kommt es zur Wiederbesiedlung bei sanierten Patienten?

Die Wiederbesiedlung mit MRSA kann unterschiedliche Ursachen haben (z.B. inadäquates Sanierungskonzept bei Vorliegen von sanierungshemmenden Faktoren, Wiederbesiedlung durch mit MRSA-kolonisierte Haushaltskontakte oder kontaminierte Umgebung, Neubesiedlung durch neuen MRSA, zusätzliches MRSA-Reservoir).

Eine genetische spa-Typisierung der beiden Isolate (vor und nach Sanierung) kann hier sinnvoll sein. Nach der Analyse der möglichen Ursachen der Wiederbesiedlung kann ein zweiter Sanierungszyklus durchgeführt werden. Hierbei kann in Einzelfällen zusätzlich auch eine gegen MRSA wirksame systemische Antibiotika-Behandlung notwendig werden. Die Beratung durch einen Facharzt für Mikrobiologie sollte erwogen werden.

17. Wann muss Personal auf MRSA hin untersucht werden?

Ein generelles Screening von medizinischem Personal auf MRSA wird derzeit nicht empfohlen! Wenn es jedoch in Einrichtungen (Krankenhäusern, Pflegeheimen u.a.) zum gehäuften Auftreten von MRSA-Nachweisen kommt, kann es zur Klärung des Ausbruchsgeschehens durchaus sinnvoll sein, das betreffende Personal auf MRSA-Trägerschaft hin zu untersuchen.

18. Warum sind MRSA in den Niederlanden so viel seltener als in Deutschland?

In den Niederlanden wurde bereits zu Beginn der 1980er Jahre mit der Bekämpfung von MRSA begonnen. Seitdem werden Richtlinien umgesetzt, die eine Suche (search) nach MRSA besiedelten Patienten, eine konsequente Kontaktisolation von MRSA-Patienten im Krankenhaus und eine nachhaltige Dekontamination (destroy) des Keims bei MRSA-positiven Patienten beinhalten. Diese Strategie wird deshalb auch „search and destroy policy“ genannt. In Deutschland wurden die Verbreitungsdynamik von MRSA und deren Bedeutung als Verursacher von Krankenhaus-assoziierten Infektionen erst später erkannt, so dass sich MRSA vor der Einführung von MRSA-Bekämpfungsmaßnahmen schon weit ausbreiten konnten.

Zusätzlich geben niederländische Forschergruppen an, dass der Verbrauch von Antibiotika in den Niederlanden sehr niedrig sei, so dass weniger multiresistente Erreger generiert werden. Eine Rolle spielt auch die enge Vernetzung von ambulanten und stationären Versorgungseinrichtungen in den Niederlanden sowie die konsequente Behandlung von MRSA-Trägern im ambulanten Bereich.
Doch auch in Deutschland ist nun eine Meldepflicht bei invasiven MRSA-Infektionen eingeführt. Die meisten Kliniken führen Screening-Abstriche wenigstens bei Risikopatienten durch. Es gibt auch gesetzlich verankerte Strategien, um nosokomiale (im Krankenhaus erworbene) Infektionen besser und schneller zu erkennen und effektiv zu handeln. Im Rahmen der MRE-Netzwerke werden alle Institutionen, die mit MRSA-Patienten zu tun haben, besser vernetzt und so die Kommunikation bzw. Infektionsprävention gefördert.

19. Was sind MRGN (Multiresistente gramnegative Erreger)?


MRGN sind gramnegative Stäbchenbakterien, zu denen die Enterobacteriaceae (z.B. Escherichia coli oder Klebsiella pneumoniae) oder die Nonfermenter (z.B. Pseudomonas aeruginosa oder Acinetobacter baumannii) gehören, welche zunehmend Resistenzen gegenüber Antibiotika aufweisen.
Das Hygienemanagement von MRGN ist aufgrund der eingeschränkten therapeutischen Möglichkeiten und der Übertragbarkeit der Resistenzgene auf sensible Bakterien verschärft.
Gram-negative Bakterien sind gewöhnlich im Gastrointestinaltrakt ansässig. Insbesondere bei schwerkranken Patienten können sie schwer verlaufende nosokomiale Infektionen wie Pneumonien, Harnwegsinfektionen, Wundinfektionen und Blutvergiftungen verursachen.
Zum Hygienemanagement bei MRGN gibt es seit Oktober 2012 eine sehr differenzierte Empfehlung der Kommission für Krankenhaushygiene am Robert-Koch-Institut. (1,1 MB)

20. Was sind ESBL (extented- spectrum-beta-lactamase bildende Enterobakterien)?

Enterobakterien sind als typische Darmkeime normalerweise in der Darmflora angesiedelt. Manche Enterobakterien (ESBL) können durch eine genetische Veränderung ein Enzym erzeugen, das bestimmte Antibotika (Beta-Laktam-Antibiotika) unwirksam macht. Auch ESBL können den Darm besiedeln ohne krank zu machen. Es kann jedoch bei immungeschwächten Personen zu Infektionen der Harnwege, der Atmungsorgane, von Wunden oder zu „Blutvergiftungen“ kommen, die dann schwer zu behandeln sind. Die Übertragung erfolgt überwiegend über Hände im Sinne einer Schmier- und Kontaktinfektion. ESBL sind sehr viel schwieriger auf andere Personen zu übertragen als beispielsweise MRSA oder VRE. Wichtigste Gegenmaßnahme ist gute allgemeine Hygiene, insbesondere der Händehygiene.
In Alten- und Pflegeheimen sind keine besonderen Schutzmaßnahmen notwendig.

21. Was sind VRE (Vancomycin resistente Enterokokken)?

Enterokokken sind Bakterien, die im Darmtrakt von Menschen, Säugetieren, Vögeln, Reptilien und Fischen leben und dort eine Funktion bei Verdauungsprozessen haben. In den letzten Jahrzehnten sind in Krankenhäusern Infektionen durch Enterokokken häufiger geworden – insbesondere Harnwegsinfektionen, „Blutvergiftung“, Herzklappenentzündung, Hirnhaut- und Lungenentzündung, Haut- und Weichteilinfektionen.
Auch Enterokokken haben zunehmend Resistenzen gegen Antibiotika entwickelt, u.a. gegen Vancomycin (Vancomycin resistente Enterokokken – VRE). Hierdurch wird die Behandlung von Infektionen deutlich erschwert. VRE werden viel schneller und einfacher übertragen als MRSA. Händehygiene und die Benutzung einer separaten Toilette sind die wichtigsten Maßnahmen zur Verhinderung der Weiterverbreitung.

22. Soll Personal in Kliniken und Heimen regelmäßig auf MRSA-Keimträgerschaft gescreent werden?

Abstrichuntersuchungen beim Personal, besonders in Nase und Rachen werden empfohlen, um unerkannte Träger zu identifizieren, wenn eine Ausbruchssituation vorliegt oder nachweislich die Besiedelung von mehreren Patienten/Bewohnern mit dem gleichen MRSA-Stamm.
Das Screening beim Personal beschränkt sich normalerweise auf Kontaktpersonen Es muß nicht automatisch erfolgen, sondern ist nur dann wirklich indiziert, wenn im Rahmen eines Ausbruchs die Keimverbreitung über Mitarbeiter vermutet werden muß. Als MRSA-Träger gilt ein Angehöriger des Personals nur, wenn ein Screening oder ein Zufallsbefund ergeben hat, dass tatsächlich eine MRSA-Kolonisation vor­liegt. Es ist kaum praktikabel und auch nicht sinnvoll, alle Kontaktpersonen nur auf Verdacht hin abzusondern, ohne dass entsprechende Abstrichergebnisse vorliegen. MRSA-Träger beim Personal sollten so lange vom Pflegedienst befreit oder in der Kohortisolierung eingesetzt werden, bis sie saniert sind, wobei die o. g. Therapie­methoden angewandt werden. Im Krankenhaus geschieht die Sanierung über den Betriebsarzt auf Kosten der Klinik; Verordnungen durch den Hausarzt und Kosten­übernahme durch die Krankenversicherungen der Beschäftigten können nicht er­wartet werden.

Da die Sanierung bei ansonsten gesunden und mobilen Personen im Gegensatz zu bettlägerigen Patienten im schlechtem Allgemeinzustand meist innerhalb weniger Tage erfolgreich ist, sind die organisatorischen Probleme überschaubar.
Nasen- und Rachenabstriche reichen zur orientierenden oder Kontroll-Untersuchung regulär aus, Weitergehende Untersuchungen an zusätzlichen Prädilektionsstellen wie Haaransatz, Axillen, Leisten und Perineum sind als Screening eigentlich nicht erfor­derlich. Bei entsprechend Erkrankten werden auch infizierte Wunden, Ulcera cruris, Ekzeme etc. stets miterfasst.

Der gelegentlich geäußerte Vorschlag, im Pflegedienst parallel zur Sanierung weiter­zuarbeiten bei permanentem Tragen von Handschuhen und einer Gesichtsmaske ist wegen der fakultativen Ganzkörperbesiedelung nicht sinnvoll. Handschuhe und Mas­ke kontaminieren ohnehin schnell. Zudem ist dies im Umgang mit Kollegen und Pati­enten oder Heimbewohnern auch aus psychologischen Gründen ungünstig und schwer praktikabel.
Gesunde Keimträger sind nicht automatisch einem höheren Risiko ausgesetzt, von einer staphylokokkenspezifischen Erkrankung wie Furunkulose, Pyodermie u. ä. befallen zu werden. Im privaten Alltag außerhalb von Klinik oder Pflegeheim sind generell keine besonderen Vorsichts- und Schutzmaßnahmen notwendig.

(Quelle: Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg, MRSA in Einrichtungen der Langzeit- und Altenpflege, Dr. Weidenfeller)

23. Sonst noch Fragen?

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